Ob Spaziergänge oder Ausritte, mit Pferden draußen im Gelände unterwegs zu sein, bietet eine willkommene Abwechslung für Mensch und Tier. Oft laufen diese Spaziergänge leider nicht so harmonisch ab, wie wir uns das wünschen würden. Häufig liegt das einfach an Missverständnissen zwischen dem Menschen und seinem Pferd. Beschäftigt man sich etwas mit dem Verhalten von Pferden in der Natur, kann man mit ein paar einfachen Tipps Spaziergänge so gestalten, dass Pferd und Mensch davon profitieren. Wie genau, liest du in diesem Artikel. Viel Spaß!

Pferde gehen nicht spazieren
Jedenfalls nicht ohne Grund. In der Natur würden Pferde niemals einfach aus Spaß an der Bewegung spazieren gehen. Sie bewegen sich natürlich sehr viel, aber nur, wenn es dazu auch Gründe gibt. Die meiste Zeit bewegen sie sich langsam während des Fressens fort. Um Wasserstellen aufzusuchen oder sich zu neuen Futtergebieten zu begeben, legen sie auch mal eine Wanderung hin. Es dauert dann relativ lange vom Beschluss, eine Wanderung zu starten, bis sich alle Herdenmitglieder nacheinander schließlich in Bewegung setzen. Auch die Wanderung an sich ist gemütlich und es werden immer wieder Fresspausen eingelegt, bis das Ziel der Wanderung schließlich erreicht ist. Höhere Tempi werden hauptsächlich in Fluchtsituationen verwendet, um zB vermeintlich unsichere Gebiete schneller zu durchqueren.
Aus dieser kurzen Zusammenfassung des Pferdeverhaltens erkennt man also schon die wesentlichen Punkte, die Pferden bei Wanderungen wichtig sind: langsamer Start, gemütliches Tempo und regelmäßige Pausen.
Take it easy
Wenn wir unsere Spaziergänge also möglichst pferdegerecht gestalten wollen, müssen wir zuerst ein Motto ganz groß schreiben: immer mit der Ruhe. Pferde haben keine Eile und Hektik unserer seits kann sich negativ auf das Pferd und den Spaziergang auswirken. Pferd schnappen und direkt losmarschieren ist also keine gute Idee. Lass deinem Pferd erstmal Zeit, sich draußen zu akklimatisieren und ein bisschen zu fressen, bevor ihr den Spaziergang startet. Während des Spaziergangs ist ein gemütliches Tempo angesagt und es muss nicht ununterbrochen marschiert werden. Lass deinem Pferd Zeit, die Umgebung zu erkunden. Viele Pferde lieben es zB, einfach in die Ferne zu schauen. Wie gesagt, Pferde kennen keine Eile. Es hilft, wenn du dir nicht eine ganze Runde in den Kopf setzt, die du unbedingt mit deinem Pferd gehen möchtest. Schau einfach wie weit ihr kommt und was ihr erlebt.
Pferde müssen fressen
Um die natürlichen Bedürfnisse deines Pferdes zu befriedigen, lege immer wieder Pausen ein, in denen dein Pferd fressen darf. Das kann klassisches grasen sein, an Blättern zupfen, Rinde knabbern usw. Auch das Suchen von Eicheln im Wald oder Mais im abgemähten Feld ist eine tolle Beschäftigung. Solltest du damit Probleme haben, dein Pferd wieder vom Gras wegzubekommen, legst du am besten zu Hause separate Trainingseinheiten ein. Hier kannst du zuerst üben an einem leeren Futtereimer vorbei zugehen, später an einem gefüllten. Nach und nach kann dein Pferd lernen, nur auf dein Signal zu fressen und mit dem Fressen aufzuhören. Lass dich dafür am besten von einem Trainer oder einer Trainerin unterstützen.
Grusel Situationen
Beim Spazierengehen werdet ihr immer wieder mal gruselige Situationen antreffen. In der Natur begeben sich Pferde möglichst schnell aus vermeintlich gefährlichen Situationen. Wir allerdings verlangen sehr oft von unseren Pferden stehen zu bleiben oder sich sogar der gruseligen Situation zu nähern. Ist dein Pferd neugierig und möchte sich von sich aus das Unbekannte anschaun, ist das vollkommen ok. Es sollte aber nie dazu gezwungen werden. Besser ist es, sich an dem natürlichen Verhalten zu orientieren und sich ruhig, aber möglichst zügig aus der Situation zu entfernen. In Angstsituationen kann dein Pferd ohnehin nichts lernen, denn Kopf und Körper sind auf Flucht eingestellt. Wenn du Dinge oder Situation kennst, die deinem Pferd Angst machen, müssen diese in einem separaten Training aufgearbeitet werden, nicht während des Spaziergangs.
Fazit
Versuche, den nächsten Spaziergang mal aus den Augen deines Pferdes zu betrachten. Vielleicht hilft es dir ja auch, Videos zu Wanderungen von Wildpferden anzuschauen, um sein Verhalten besser zu verstehen. Nimm dir beim Spazierengehen Zeit für Erkundungen, Pausen und Fressen und einfach eure gemeinsame Zeit. Alles was während des Spaziergangs noch nicht so gut funktioniert, sollte zuerst zu Hause geübt werden. Das kann zB Antischreck-Training sein oder Training an der Fresshöflichkeit. Mit diesen Tipps kannst du Missverständnisse vermeiden und Spaziergänge gestalten, die sowohl für dich als auch für dein Pferd ein schönes Erlebnis sind. :)
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